Meine 7 Monate Arbeiten bei Greenpeace
Mit den Pegida-Demonstrationen (2014) dämmerte mir, dass Reden und eine politische Meinung haben, bald nicht mehr reichen werden. Es wird auch (m)ein persönliches, sichtbares, physisches Eintreten für die „Veränderung, wie ich mir die Welt wünsche“ benötigen. Doch um den nächsten Schritt zu machen, brauchte es erst einmal das Loslassen vom „Social Media Berater“ und dem Kunstnamen „MiSha“.
Als ich mir am 22. Jänner „unabsichtlich“ die Datenbank meiner alten Webseite networkfinder.cc unwiderruflich gelöscht hatte, dauerte es wenige Stunden festzustellen, dass meine alte Beratungstätigkeit endgültig vorbei ist.
Umgehend waren das Gewerbe abgemeldet und die Jobsuche gestartet. Der Verkäufer, der Shah (Merchant) in mir, hat die längste Tradition in meinem Leben. Also wird der rote Lebenslauf-Faden des „Hans Dampf in vielen Kommunikationsgassen“ entkernt und auf Merchant getrimmt. Die Dritte von sechs Bewerbungen war die als Greenpeace Dialoger auf Wiens Strassen.
Hallo Greenpeace Bewegung, gleich ob zu regionalen Festen Adressen zu sammeln, Kaltkontakter am Telefon zu sein, als (Floh-) Markthändler mit Outdoor Jacken zu handeln, Einzelhändler eines Hanftextilgeschäftes zu sein oder auch als Social Media Kommunikator der letzen 10 Jahre … Dialogexpertise sowie „grüner Mindset“ ziehen sich als zwei rot-grüne Fäden durch mein Leben.
Greenpeace „schnappte“ nach wenigen Stunden Bewerbungseingang telefonisch zu. Ich war glücklich über diesen Arbeitgeber. Damit konnte ich an den Ausgangsimpuls, meine Lebenskraft aktiv und persönlich für die Zukunft der Menschheit einzusetzen, sowie meinen politischen Aktivitäten der 80er Jahre, anknüpfen. WOW!
Arbeiten für Greenpeace
- 21 Stunden Arbeit an der frischen Luft je Woche
- 2 freie Tage für’s Schreiben, Weiterbildung & Kind
Dialoger für Greenpeace
Mindestens 200-300 freundliche Ansprachen je Tag sind eine Hausnummer. Das Ziel: Aus tausenden Menschen an U-Bahnhöfen und anderen öffentlichen Plätzen die Menschen zu finden, die bereit für ein Gespräch mit der weltgrössten Umweltschutzorganisation sind. Diese sieben Monate Arbeiten bei Greenpeace sind mein bisher grösster Erfahrungsschatz an österreichischer Kommunikationskultur, seit dem ich DA in Wien lebe.
Ein paar Erfahrungs-Snapshots
- grosse Dankbarkeit von UnterstützerInnen
- Widerstand Mancher gegen das „in den Weg stellen“
- Dankbarkeit Einiger, die sich den Ruck gaben
- grosse Leichtigkeit für Petitionen Unterstützung
- Hochachtung für die Arbeit, die ich täglich mache
Die Momente, die mir am meisten in Erinnerung blieben, waren die wo mir der Dank für die Arbeit von Greenpeace persönlich zu Teil wurde. Momente, in denen Menschen mir berichteten welchen Beitrag sie für die Verbesserung unserer Umwelt– und Menschlichen Probleme leisten. Momente wo ich mir ein Bild von der Dankbarkeit von Flüchtlingen machen konnte. Momente wo es möglich war, Menschen völlig anderer Auffassung von der Wichtigkeit des Umweltschutzes und der Arbeit von Greenpeace überzeugen zu können. Momente, wo ich sogar von FPÖ-Anhängern Zuspruch bekam.
Einblicke in die Welt der Muslime
Die sechs Wochen als Door to Door Fundraiser in Wiener Gemeindebauten für Greenpeace gaben mir, was ich kaum erwartet hätte. Das Thema „Lebensmittelverschwendung in Österreich“ war ein wundervoller Türöffner in die muslimische Welt. So erfuhr ich, dass Maßhalten (wider der Verschwendung) einer der wichtigsten muslimischen Werte ist. Dass der Sinn des Ramadan auch der ist Hunger zu erfahren, um besser teilen zu können, hat mich total begeistert.
Warum ist’s trotzdem vorbei?
In meiner letzten Arbeitswoche für Greenpeace hatte ich mehrere wundervolle tiefe Erlebnisse mit wirklich alten und gebrechlichen Menschen, was mich an meine beruflichen Anfänge als Begleit- und Betreuungsdienstleistender Zivi erinnerte. Nach den 2 ersten Arbeitsstunden des 26. Septembers und zigfachen ich hab keine Zeit bekam ich einen so riesigen inneren Widerstand gegen solche „Notlügen“, die ich durch meine Rolle als Dialoger produziere, dass ich innehielt und schnelle Gewissheit hatte, dass es vorbei ist.