10 Dez

Wie handeln „Bewusste Eltern“ …?

UpDate: Klicken Sie hier, um den Erfahrungsbericht der zweiten Bewusste Eltern Workshop-Staffel zu lesen.

Einleitung: Im Rahmen meiner Beratung zu Social Media Themen lernte ich diesen Sommer das Produkt Bewusste Eltern kennen. Die Gründerin Margit Dechel nutzt darin über 20 Jahre Bewusstseinsarbeit, um Kindern ein selbstbewusstes und selbstgesteuertes Leben zu ermöglichen. Dabei dreht Sie den sonst üblichen Weg um und stellt das Bewusstsein von Eltern in den Vordergrund:

Eltern sind Vorbilder und Kinder sind ihr Spiegel. Kinder machen – auf ihre individuelle Art und Weise – das nach, was ihre Eltern vormachen. Sind Sie etwa ungeduldig und werden ärgerlich, wenn Ihnen selbst oder anderen etwas nicht gleich gelingt, dann lehren Sie dieses Verhalten Ihren Kindern. Da Kinder aber pausenlos neu dazulernen und ihnen daher sehr vieles nicht auf Anhieb gelingt, kann es sein, dass sie, gleich dem Verhalten ihrer Eltern, oft ärgerlich oder wütend werden. Egal was Eltern dann sagen, es hilft nicht, denn Kinder können den Worten nicht folgen, wenn sie nicht dem Verhalten ihrer Eltern entsprechen.

Andersrum ist die Lösung einfach. Ändern Eltern ihr Verhalten, ändert sich das Verhalten der Kinder im gleichen Ausmaß. Und das geschieht automatisch und ohne Worte.

Kinder sind die besten Lehrmeister, wenn es darum geht, sich seiner selbst bewusst und authentisch zu sein. Und viele Eltern/Kind-Konflikte lassen sich bereits dadurch lösen, dass Eltern erkennen, welches Verhalten ihre Kinder nachahmen. Philosophie Bewusste Eltern

Für mich sehr erfahrungsgeilen Menschen lag es nahe, dass ich einer der ersten Anwender der Workshopreihe Bewusste Eltern sein wollte und bei Gefallen darüber berichten werde. Die erste Staffel neigt sich dem Ende zu und mein (Bewusstheits-) Gewinn ist grösser als angenommen, denn schon jetzt ist das nach der S.M.A.R.T.-Methode definierte Ziel des ersten Workshoptages erreicht.

Ist mein Handeln wirklich erwachsen?

Sicher meint Dein Bewusstsein auch, dass Du erwachsen und als Vater oder Mutter bewusst bist?! Dann geht es Dir so wie mir, als ich das erste mal den Produkttitel gehört habe. Ich brauche nicht (noch) bewusster werden. Erwachsene wie Du und ich sind i.d.R. davon überzeugt erwachsen und bewusst zu sein.

Was sollten wir noch hinzulernen können, wo doch …

  • unsere Körper ihre vollständige Größe erreicht haben
  • wir viele Jahre in der Schule waren und studiert haben
  • wir fähig sind unseren Lebensunterhalt zu bestreiten
  • wir meinen vernünftig zu sein, weil wir viel wissen

Wer steuert unsere Handlungen wirklich?

Stell Dir vor Du hättest eine ganz normale Kindheit gehabt. Eine Kindheit, die davon gekennzeichnet war, dass Du 1-1,5 Jahre nicht auf Deinen Beinen gehen konntest. Eine Kindheit in der Du zw. dem 12.-17. Monat ein paar Worte, im 18.-24. Monat ca. 200 Worte könntest und erst mit ca. 3 Jahren zum „erfahrenen Redner“ geworden bist. Erwachsen betrachtet wissen wir, dass es noch viele lange Jahre braucht, bis wir als Kinder von den Erwachsenen wirklich verstanden wurden, oder?

Unser Emotionsspeicher das Limbische System
Unser Langzeitspeicher Namens Hippocampus

Amygdala hijack – Wikipedia von Manos Hacker – CC-Lizenz

Für mich einfach unpackbar: Alle in dieser unverstandenen Zeit gespeicherten Emotionen, Gefühle und Erfahrungen sind bei fast jedem Erwachsenen noch heute die Basis aller Entscheidungen:

  • Jeder Frust, als Dein Schreien nicht gehört wurde
  • Jede Hilflosigkeit, als Du Dich alleine gefühlt hast
  • Jeder Hunger, als Du Schreien nicht verstanden wurdest
  • Jede Angst, jeder Schmerz, jedes Nicht verstanden werden
  • Schlichtweg alle Gefühle sind dauerhaft dort abgespeichert

Wie funktioniert unsere Wahrnehmung?

Bisher dachte ich, dass ich erwachsen wäre und erwachsen handeln würde. Doch schon der erste Workshoptag und die darauf folgende „Übungswoche“ förderte erstaunliche Erfahrungen zu Tage. Der erste Lernschritt war das Auseinanderhalten können einfacher Wahrnehmungskomponenten, die mir theoretisch schon aus dem Human Design (Wahrnehmung, Verarbeitung, Handlung) bekannt sind.

  1. Tatsachen, als solche benennen können
  2. Interpretationen von Tatsachen unterscheiden können
  3. Individuelle Bewertungen als solche erkennen können

Bewertung, der Schlüssel für Bewusste Eltern

Stell Dir eine ganz einfache und typische Situation aus Deinem Elternalltag (gern auch Beziehungsalltag) vor und trenne Tatsachen (Kind), von Interpretationen (es ist laut), von Bewertungen (ich fühle mich gestört) und Du wirst schnell erkennen, dass es die innere Bewertung ist, die Dich zum Handeln bringt.

An dieser Stelle möchte ich über meinen "Fehler" berichten. Meine Frau und ich haben zwei Sätze, die zu einer starken Auseinandersetzung führten, im Anschluss gemeinsam in Tatsachen, Interpretationen und Bewertungen dessen, was ich gesagt bzw. gemeint und dem was Sie verstanden, interpretiert und bewertet hat zerlegt. Wir haben für diesen einfachen Prozess ganze 4 Stunden Zeit benötigt. Also vier Stunden, damit zwei Erwachsene absolute Einigkeit über das gemeinsame bzw. gegensätzliche Verstehen zweier Sätze hatten.

Angst frisst erwachsenes Bewusstsein!

In emotionalen Grenzsituationen spielen Hippocampus und Amygdala die Hauptrollen in der Bewertung von Situationen und steuern unsere Reaktion im schlimmsten unbewussten Falle mit drei möglichen Reptilienhirn-Verhaltensweisen:

  1. Angriff
  2. Flucht
  3. Todstellen

Übernimmt das Reptil in Dir wird’s eng!

Wie fatal. Es besteht keine tatsächliche (Lebens-) Gefahr und doch agieren wir Erwachsenen in emotionalen Grenzsituationen mit Strategien, die eigentlich (Über-) Lebensstrategien sind. Zur Erinnerung ein paar kleine Beispiele aus dem Eltern-Alltag, die manche Eltern (in Grenzsituationen) zum Angriff verleiten:

  • Morgens vor der Schule: Dein Kind will sich nicht anziehen
  • Vor dem Schlafengehen: Dein Kind weigert sich ins Bett zu gehen
  • Oder Dein Kind will die Zähne nicht putzen
  • Oder Dein Kind weigert sich etwas Bestimmtes zu tun

Die Wahrnehmung entschlüsseln

Nach dem wir eine Woche lang unterschiedlichste Situationen in Tatsachen, Interpretationen und Bewertungen aufgeschlüsselt hatten, war der Beobachter installiert. Er hat nichts anderes zu tun als mich selbst in Situationen zu beobachten. Bis zu diesem Beobachter war es mir meist nicht möglich den nächsten Schritt zu tun, nämlich meinen „erwachsenen Entscheider“ die Zügel über meine Reptilienhirn in die Hand zu geben.

Was ist eigentlich eine bewusste Entscheidung?

Erinnere Dich mal an Deine erste(n) Fahrschulstunde(n). Wie schwer war es das Kuppeln, das Schalten, das Lenken, Bremsen und Gasgeben in Einklang zu bringen? Wie leicht läuft es heute unbewusst?

Der Matrixversuch für bewusstere Eltern:

In einem ähnlichen Setting ließ Margit Dechel uns einfachste bewusste Entscheidungen treffen. Zum Bsp. bewusst entscheiden von einer Wand zu anderen zu gehen, oder bewusst auf etwas zu blicken. Nach ein paar Vorgaben liess Sie uns frei und unseren „neugierigen Forscher“ erforschen, was wir alles unbewusst entscheiden.

The Matrix Bullet Halt – The Matrix Wiki

Wird jede unbewusst Entscheidung bewusst, entzerrt sich die Wahrnehmung von Zeit wie ich in dem Film The Matrix gesehen habe. Alles läuft in Zeitlupe. Es ist schier unmöglich alle Entscheidungen bewusst auch nur annähernd in der gleichen Geschwindigkeit zu treffen, wie unser Gehirn Abläufe unbewusst für uns zeitgleich und augenblicklich herunterspult.

So bekommt „BewusstSein“ eine neue Bedeutung!

Erst durch das Fühlen und Erfahren, wie wenig mir von meinen Handlungen tatsächlich bewusst ist, wurde die Notwendigkeit eines bewussten erwachsenen Entscheiders spürbar. Die Installation des erwachsenen bewussten Entscheiders wird weder in Schulen, noch Universitäten, noch in etlichen Selbst- und systemischen Erfahrungskreisen geschult. Theoretische Daten helfen nicht:

Wahrnehmung_in_Bits

In weiteren Workshops und „Übungswochen“ bis zum nächsten Workshop erarbeiteten wir mittels „installiertem Forschergeist“ sehr wichtige Überzeugungen, die meinen Umgang mit meinem Kind, aber auch meinem eigenen inneren Kind steuern. Einer der wichtigsten Entscheidungen dabei ist das STOPP, welches uns befähigt bei automatischen emotionalen Abläufen auszusteigen.

Meine wichtigsten Learnings bisher!

  1. Opfer ./. Tätersyndrom
    Solange ich selber unbewusst mit meinem verletzten inneren Kind agiere, gibt es in emotionalen Grenzsituationen keinen wirklichen Erwachsenen! Solange ich auf Basis unbewusster Emotionen handle, bin ich mein eigenes Opfer und beschuldige Andere mich zum Opfer gemacht zu haben.
  2. Sicherheit gibt der erwachsene Entscheider
    Solange ich (nicht nur) in Grenzsituationen aus unbewussten Reptilhirnarealen agiere, kann ich meinem Kind, aber auch anderen Menschen nicht die Stabilität und Sicherheit geben, die ich eigentlich von einem Erwachsenen erwarte!

Nur für bewusste Eltern?

Falls Du zwischendurch den Eindruck hattest, dass dieses Werkzeug nicht nur für die Anwendung auf die Erziehung des eigenen Kindes geeignet ist, hast Du selbstverständlich recht. Aber wie ich schon zwischendurch sagte, als ich schrieb: „An dieser Stelle möchte ich über meinen „Fehler“ berichten.“  Die verfrühte Anwendung mit erwachsenen Anderen ist ein echtes Wagnis. Ungefähr so, als wenn Du nach Deiner ersten Fahrstunde mit einem Porsche eine Rallye fahren wolltest.

Gönn Dir den erwachsenen Entscheider!

Das Tolle an der Workshopserie „Bewusste Eltern“ von Margit Dechel:

  • Du erhältst ein Werkzeug zur tagtäglichen Anwendung
  • es ist nicht nötig über seine persönlichen Probleme zu reden
  • jedes Einzelmodul baut auf dem zuvor Gelernten & Erfahrenen auf
  • das Script ist m.E.* wissenschaftlich fundiert und nachvollziehbar

*ich habe auf der genialen Webseite der Hertiestiftung und Neurowissenschaftlichen Gesellschaft DasGehirn.info jedenfalls nichts finden können, was die wissenschaftliche Basis des Programms in Frage stellen würde.

Bewusste Eltern sind 3 Workshopmodule

  1. Basic (hier beschrieben) besteht aus 6 x 2 Stunden
  2. Advanced aus weiteren 6 x 2 Stunden (zum Bericht)
  3. Master aus weiteren 6 x 2 Stunden

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