Konflikt-Meister durch das Geschenk der Diplomatie
Wie werde ich zum Konfliktmeister?
Oh ja, das ist ein klasse Thema das Christina Wenz zu Ihrer Blogparade gemacht hat.
Die Definition Konflikt bedeutet, dass zwei miteinander unvereinbare, grundsätzlich unterscheidende Pole bzw. deren Eigenschaften Objekte eines Zusammenstosses sind. Die Konfliktformen reichen laut Wikipedia von Rollen-, Verteilungs-, Ziel-, Mittel-, Strategie, Ressourcen-, Beziehungs-, Status-, Führungs-, Interessens-, Werte-, Motiv- bis hin zum Identitätskonflikt. Alles Kerne unseres Menschseins.
Konflikt ist der Zusammenstoss der Gegensätze
Abstrakt ist schwarz der Gegensatz von Weiss, heiß von kalt, oben von unten, gut von böse, leben von tot usw. Konkret stossen diese Gegensätze nirgends so aufeinander, wie in unserer physischen Existenz als Mann oder Frau. Geht man noch weiter zurück kommt man auf Samen und Eizelle. Im besten Fall bringt das Zusammentreffen ungleicher Pole Fruchtbarkeit und damit potential für Fortschritt in die Welt.
Konfliktspannung (Widerstand) nutzen kann zu Fortschritt führen
In der Unterschiedlichkeit unvereinbarer Pole liegt so viel Spannung (Energie), dass Fortschritt oft nur durch Konfliktmeistern geschehen kann. Eine Schwierigkeit sehe ich darin, dass wir uns nicht einmal des Ursprungs unserer archaischen Mann-/Frau-Konflikte bewusst sind, die im Allerkleinsten mit Samen und Ei, also bei Sexualität beginnen. Womit wir beim Mandelkern des Konfliktmeisterns sind.
Wahrnehmen ob/wenn ich in einer Konfliktsituation bin
Ein Konflikt entsteht zwischen zwei oder mehreren Personen bzw. Konfliktparteien (wer?) und mindestens einer Konfliktursache (was?) und einem Konfliktverhalten (wie?). Meistens ist es so, dass wir das was ausserhalb von uns liegt dafür verantwortlich machen, dass wir in eine Konfliktsituation geraten.
Tatsache ist, dass die Konfliktursache nicht in der (natürlichen) Gegensätzlichkeit zweier Pole liegt. Die Konfliktsituation entsteht nicht aus der Tatsache z.Bsp. eines Schwarz/Weiß Unterschiedes, sondern seiner Interpretation und Bewertung der Konfliktparteien und daraus folgender Handlung.
Woran erkenne ich am besten in einer Konfliktsituation zu sein?
Ich spiele das Vorwurfs- und Reaktions Ping Pong Spiel
Was mache ich, wenn ich die Konfliktsituation erkannt habe?
Ich sage mir STOP!
Meiner Konflikthandlung kehre ich den Rücken zu!
Ich atme tief durch bzw. richte meinen Fokus auf mein Ein- und Ausatmen!
Peter Mehlem gibt in seinem Beitrag Perspektivwechsel zwölf tolle Tipps, wie ein solcher Perspektiv- oder Fokuswechsel praktisch in einer Konfliktsituation kommunikativ ablaufen kann. Ich statt Du Botschaft, Bedürfnisse statt Strategien, Kreativität statt Recht haben, konkret statt allgemein, Win-Win statt Sieg, Partner statt Gegner, woraus weiter Handlungsmöglichkeiten erwachsen können.
Doch ohne bewussten Beobachter* kein Perspektivechsel!
Meiner Erfahrung nach helfen alle Tipps nicht, solange ich mich nicht selber bewusst beobachte. Solange ich keinen bewussten Beobachter in mir etabliert hatte, war es mir gar nicht möglich meine Konfliktautomatismen anzuhalten, um z.Bsp. auch 8 Tipps von Christiane Wenz überhaupt anzuwenden. Der Grund dafür liegt in unseren „archaischen Hirnteilen“.
Reptilhirn frisst Vernunft
Im Stress, in der Wut, im Vorwurfs-Reaktions Ping Pong, in jeglicher Art innerer Aufgewühltheit übernimmt unser Reptilhirn bzw. die Amygdala das Konflikt-Regiment. Es lässt un angreifen, lässt uns todstellen und/oder uns weglaufen. Zudem werden bei sog. Amygdala-Hijacks Neuronen im Pre Frontal Kortex (siehe newscientist.com), dem Hirnteil das für rationale Entscheidungen zuständig ist, unterdrückt. Im Konfliktkrisenfall läuft das physische Körpersystem von uns Menschen ohne bewussten Beobachter meist auf Autopilot.
Die Wahrnehmung der Konfliktsituation ist die halbe Miete
Um im Krisenfall überhaupt HerrIn der Situation werden und vernünftige Tipps zum Konfliktmeister anwenden zu können ist der Schritt des Selbsterkennens notwendig. Denn alle Tipps benötigen die Fähigkeit des bewussten Entscheiders (Pre Frontal Kortex). Erst wenn er Oberhand im Gehirn hat, lässt sich das wahre Potential der hohen Spannungsenergie des Konfliktes für Fortschritt & Fruchtbarkeit nutzen.
Das Grosse Geschenk des Konfliktes ist die Diplomatie
Ohne Konflikt keine Diplomatie. Diplomatie, also die Berücksichtigung beider Seiten (Pole), dem Zuhören beider, der Wertschätzung beider ist eine Konfliktsituation schwer zu glätten. Da Konflikte von Haus aus die Tatsache der Unterschiedlichkeit zur Grundlage haben, aber erst der Umgang mit einem natürlichen Konflikt in eine Konfliktsituation mündet, kann die Balance der Diplomatie fruchtbare Lösungen bringen.
Widerstand und Abwehr durch diplomatische Ehrlichkeit abbauen
Taktvolle Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle sind die wichtigsten Spielsteine, um Widerstand und Abwehr des Vorwurfs-Reaktions-Ping-Pongs abzubauen. In der Konfliktsituation sind wir geneigt immer noch einen drauf zu setzen. Es geht ja ums Siegen, ums Besser-Sein, ums Rechthaben usw. Erst wenn wir daraus aussteigen und unser Gegenüber gleichwertig behandeln, wertschätzen, unseren Widerstand und Abwehr ablegen, kommen wir in den Genuss von der Gegensätzlichkeit zu profitieren, für Fruchtbarkeit und Fortschritt zu sorgen.